Giftpflanzen für Pferde
Augen auf bei Giftpflanzen für Pferde! Wenn es um die Gesundheit unseres Pferdes geht gehören dazu nicht nur Themen wie artgerechte Haltung, Fütterung und Pflege, sondern auch das Wissen um Giftpflanzen und wie wir unsere Pferde davor schützen können. Hier sind wir als Pferdebesitzer gefragt, denn häufig wird die Giftigkeit der Pflanzen für die Pferde unterschätzt.
Weidemanagement
Die Weidehaltung entspricht am ehesten den Ansprüchen des Pferdes bezüglich Luft, Licht, Bewegung und Sozialkontakte.
Die individuelle Weidehaltung für jedes Pferd sollte daher berücksichtigt werden, um beispielsweise Übergewicht und Hufrehe vorzubeugen.
Aus diesem Grund ist das Weidemanagement ein wichtiger Bestandteil in der Pferdehaltung und auch in der Fütterung. Die richtige Pflege der Weidefläche ist essentiell und gewährleistet ein langes Koppelvergnügen für die Pferde. Probleme gibt es oftmals bei zu vielen Pferden auf einer Weidefläche und unzureichender Regenerationszeiten der Flächen. Langfristig sollte ein gut verdaulicher Aufwuchs mit moderatem Energiegehalt bereitgestellt und kostenintensive Weideflächenverluste vermieden werden. Auf Grund des spezifischen Fressverhaltens des Pferdes stellt es für viele Betriebe eine Herausforderung dar, um die Weideflächen in einem guten Zustand zu halten. Bei starkem Verbiss kann es auch zu einer ansteigenden Ausbreitung von Klee kommen. Die Grasnarbe wird durch die Hufe der Pferde oftmals zerstört, in den entstandenen Lücken breiten sich sehr schnell Unkräuter aus.
Praxis-Tipps zur optimalen Pflege der Weideflächen
- Im Herbst nach der letzten Weidenutzung sollte der gesamte Kot abgesammelt werden, um den Parasitendruck zu minimieren.
- Bereits im Frühjahr sollte mit der Pflege der Grünflächen begonnen werden, dabei werden die Weiden abgeschleppt und ggf. gewalzt. Auch die Zäune sollten kontrolliert werden und wenn nötig repariert werden.
- Oftmals steht im Frühjahr eine Düngung an, zuvor sollte jedoch eine Bodenanalyse erfolgen, um dann gezielt Nährstoffe nach zu düngen. Um eine aussagefähige Probe zu erhalten, sollten möglichst viele Einzelproben genommen werden. Als Richtwert dienen 40 Einstiche pro Hektar. Die einzelnen Proben sollten gut vermischt werden und dann bei der zuständigen LUFA eingeschickt werden. Bei einer Düngung mit Kalkstickstoff sollte man darauf achten, dass die Pferde frühestens drei Wochen nachdem die Flächen gedüngt wurden für die Pferde zugänglich sind.
- Des Weiteren kann man Beschädigungen vorbeugen, indem man Pferde nicht auf nasse Wiesen treibt. Das langsame Anweiden ist im Frühjahr essentiell um den empfindlichen Verdauungstrakt des Pferdes an das neue Futter zu gewöhnen. Der Weidegang sollte deshalb auf das individuelle Tier abgestimmt werden, da einige Pferde bei zu viel Weidegras schnell zu dick werden können.
Worauf sollte man den Saatmischungen für die Pferdeweiden achten?
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Hersteller von Saatgutmischungen, die optimal auf die Ansprüche einer Pferdewiese zugeschnitten sind.
Vor allem das deutsche Weidelgras, Wiesenrispe, Wiesenschwingel und Rohrschwingel haben sich in den Saatmischungen bewährt. Diese Sorten sind in der Regel sehr winterhart und auf verschiedenen Böden einsetzbar. Besonders das deutsche Weidelgras ist sehr tritt- und verbissfest. Die Wiesenrispe dient als wichtiges Untergras, da es sich durch eine dichte Narbe und einen hohen Blattanteil sowie gutes Nachtriebsvermögen auszeichnet.
Welche Gefahren bestehen auf der Weide durch Giftpflanzen?
Auf Pferdeweiden gibt es verschiedenen erwünschte und unerwünschte Gräser und Kräuter. Als optimale Weidegräser auf Grund der Ausdauer und Trittfestigkeit gelten vor allem das deutsche Weidelgras, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras. Bei den Kräutern zählen Kümmel, Wiesensalbei, Scharfgarbe und Spitzwegerich zu den erwünschten Pflanzen. Unerwünscht und giftig sind beispielsweise Herbstzeitlose, Sumpfschachtelhalm und scharfer Hahnenfuß.
Giftpflanzen können beispielsweise auf der Weide oder mit der Heuration aufgenommen werden. Oftmals werden giftige Pflanzen von Pferden gemieden, trotzdem können diese im getrockneten Zustand (im Heu) aufgenommen werden und ggf. erhebliche Leberschädigungen hervorrufen. Falls der Verdacht vorliegt, dass ein Pferd giftige Pflanzen aufgenommen haben könnte, sollte sofort der Tierarzt verständigt werden. Eine Probe der vermuteten Pflanze hilft in jeden Fall bei der Erkennung des eventuellen Giftstoffes. Reitbetriebe und Stallungen sollten nicht mit gefährlichen Pflanzen wie beispielsweise Eibe, Buchsbaum, Rhododendron oder Oleander bepflanzt werden.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf das Jakobskreuzkraut gelegt werden. Diese Pflanze hat sich seit 1990 stark verbreitet und kann von den Tieren spontan gefressen werden. Darüber hinaus ist das Jakobskreuzkraut auch im getrockneten Zustand (also auch im Heu) noch giftig. Das Gift schädigt die Leber und führt langfristig zu Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit und Abwesenheit. Die Giftpflanze blüht von Mitte Juni bis Mitte August. Neben dem Jakobskreuzkraut gibt es noch andere Kreuzkrautarten, bei denen Pferde besonders empfindlich reagieren. Die Standorte von den Kreuzkrautarten sind verschieden, sie kommen vom Tiefland bis ins Bergland vor auf mäßig nährstoffreichen Böden, besonders in wenig gepflegten Dauerweiden oder spät gemähten Wiesen sowie an Straßen- und Bahnböschungen.
Auch sollten Trittschäden vermieden werden und die Beweidung bei Regenwetter und im Herbst mit besonderer Vorsicht genossen werden, da sich in den Trittschäden der feuchten Dauerweide beispielsweise Wasserkreuzkraut leicht ansiedeln kann. Die regelmäßige Kontrolle der Koppeln und Grünflächen im Reitstall ist sehr wichtig, auch an Grünflächen, Paddock- und Straßenrand können sich Unkraut und Giftpflanzen ansiedeln.
Werden Giftpflanzen von Pferden überhaupt gefressen?
Im Normalfall werden giftige Pflanzen aufgrund des bitteren Geschmacks und des typischen Geruches von den Pferden verschmäht. Jedoch sollten wir uns nicht auf den Instinkt der Tiere verlassen. Haben Pferde z. B. Langeweile oder starken Hunger aufgrund nicht ausreichender Raufuttergabe kann es vorkommen, dass sie sich über die bereits erwähnten Warnsignale hinwegsetzten und giftige Pflanzen trotzdem fressen. Auch bei jungen, unerfahrenen Tieren kann es vorkommen, dass Giftpflanzen mit aufgenommen werden. Die Toxizität der Pflanzen ist nicht immer gleich stark und hängt von vielen Umweltfaktoren ab, wie z. B. Jahreszeit, Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit, Düngung, Witterung etc. Bei manchen Pflanzen wie z. B. den Herbstzeitlosen oder dem Jakobskreuzkraut bleibt die Toxizität sogar in konservierter Form (Heu, Silage) erhalten, was es umso gefährlicher macht, da die Pflanzen ihren bitteren Geschmack verlieren, aber die Toxine nicht abgebaut werden. Deshalb ist es unerlässlich, genau hinzuschauen, was auf den Weiden, an den Wegrändern und im Heu alles wächst und enthalten ist.
Giftpflanzen für Pferde - welche Maßnahmen gibt es zum Schutz des Pferdes?
Vorbeugende Maßnahmen sollten Sie ergreifen, um das Pferd vor großen, oft irreparablen Schäden zu bewahren – dazu gehören:
- Gute Weidepflege mit ständiger Kontrolle auf Giftpflanzen und deren konsequente Entfernung inklusive der Wurzeln.
- Ausgestochene Giftpflanzen auf keinen Fall über den Kompost oder den Misthaufen entsorgen.
- Verschaffen Sie sich ausreichend Kenntnisse über Giftpflanzen.
- Lassen Sie die Pferde beim Ausritt oder Spaziergang niemals von unbekannten Zweigen, Blättern und Pflanzen fressen.
Vergiftungssymptome beim Pferd
Außer Kenntnisse über die wichtigsten und am häufigsten vorkommenden Giftpflanzen ist es ebenso wichtig, bei seinem Pferd allgemeine Vergiftungssymptome zu erkennen, um somit entsprechend schnell handeln zu können. Oft geht es dann um Minuten, die zwischen Leben und Tod des geliebten Tieres entscheidend sind. Allgemeine Vergiftungserscheinungen können sein:
- Starkes Schwitzen
- Speichelfluss
- Abnormes Verhalten
- Atemnot
- Krämpfe und Zittern
- Gleichgewichtsstörungen, veränderte Herzfrequenz
- Erweiterte Pupillen
Rufen Sie sofort einen Tierarzt und bringen das Pferd bis zum Eintreffen in eine sichere Umgebung, wo es sich nicht verletzen kann.
Giftpflanzen für Pferde - Übersicht
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Giftpflanzen:
Jakobskreuzkraut
Die wahrscheinlich gefährlichste Giftpflanze für unsere Pferde ist das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea). Die Pflanze blüht sonnengelb und ist in allen Pflanzenteilen hoch giftig. Die Aufnahme kann auf der Weide oder an Wegrändern, aber auch über das Heu erfolgen. Das Tückische an dieser Giftpflanze sind die in Kreuzkräutern enthaltenen leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide, die vom Körper nicht abgebaut werden können, sondern sich stetig anreichern und somit auch schon geringe Aufnahmemengen über eine gewissen Zeit hinweg zu schweren gesundheitlichen Störungen bis hin zum Tod des Tieres führen können.
Symptome einer chronischen Vergiftung können sein: Koliken, unkoordinierte Bewegungen, massive Schädigungen der Leber, Abmagerung, toxische Hufrehe, Lichtempfindlichkeit, Verdauungsprobleme. Kommt es zur chronischen Intoxikation gibt es kaum Therapiemöglichkeiten. Der Leberschaden ist meistens unheilbar. Durch Maßnahmen wie Schonung des Pferdes, Unterstützung der Leberfunktion z. B. durch Produkte mit Mariendistelsamen und Anpassung der Ernährung können die betroffenen Tiere unterstützt werden.
Herbstzeitlose
Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Herbstzeitlose (Colchium autumnale), da auch diese Pflanze ihre Toxizität im Heu nicht verliert.
Bei den Herbstzeitlosen ist die gesamte Pflanze sehr giftig. Beim Pferd führt diese hochgiftige Pflanze zu Appetitverlust und Nahrungsverweigerung, Schleimhautreizung mit starker Speichelbildung, Kolik, Erregung, blutigem Durchfall, Kreislaufversagen, starkem Schwitzen und später zur Lähmung der Atemorgane. Ab einer bestimmten Menge (ca. 1-3 kg) ist die Herbstzeitlose tödlich für Pferde.
Die Herbstzeitlose wächst in der Übergangszeit von Winter zu Frühling - achten Sie besonders aufmerksam darauf, dass Ihr Pferd in keinerlei Berührung zu der Herbstzeitlose kommt.
Hahnenfuß
Der im Sommer auf vielen Weiden und Wiesen gelb blühende Hahnenfuß – umgangssprachlich auch „Butterblume“ genannt, ist auf der Wiese für Pferde giftig.
Er kommt häufig vor ist aber sehr bitter und wird meist (aber nicht immer!) von Pferden gemieden. Erst im getrockneten Zustand verliert er seine Giftigkeit. Der Hahnenfuß enthält Stoffe, die stark reizend auf Haut und Schleimhäute wirken. Bei Aufnahme kommt es zu Reizungen der Magen- und Darmschleimhäute, Krämpfen und Durchfällen. Im weiteren Verlauf kann es zu Nierenentzündungen, Störungen des Nervensystems sowie zu Atemlähmungen kommen.
Weitere Giftpflanzen für Pferde
- Buchsbaum: 700-900 g Blätter sind tödlich; Symptome: Bewegungsstörungen, Koliken, Krämpfe, Koma, starker Durchfall; Tod durch Atemlähmung
- Eibe: schon geringe Mengen von 100-200 g führen innerhalb weniger Minuten nach der Aufnahme zum Tod (Herz- und Atemlähmung)
- Eiche: Pferde reagieren sehr empfindlich auf die Gerbsäure, die in den Blättern, Rinde und Eicheln enthalten ist; Symptome: Kolik, Ödeme, Schwäche, Apathie; Tod durch Nierenversagen
- Gundelrebe: auch im Heu giftig! Symptome: Schweißausbrüche, erweiterte Pupillen, erhöhte Atemfrequenz, Husten, Herzrasen, Fieber, Muskelzittern, Schaumbildung aus Mund und Nase; Tod durch Herzstillstand
- Kirschlorbeer: 0,5 – 1 kg Blätter sind tödlich; Symptome: beschleunigte Atmung, Speicheln, Taumeln, Krämpfe; Tod durch Atemlähmung
- Maiglöckchen: Symptome: Benommenheit, beschleunigte Atmung, Herzrhythmusstörungen; Tod durch Herzstillstand
- Thuja: besonders gefährlich für tragende Stuten; Symptome: Kolik, Durchfall, Krämpfe, Speicheln; Tod durch Atemlähmung
Außerdem: Rot-Ahorn, Rhododendron, Pfaffenhütchen, Akazie, Aronstab, Blauer Eisenhut, Goldregen, Fingerhut, Engelstrompete, Oleander, schwarze Tollkirsche, Seidelbast.